Green-Growth
Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch

Die Debatte über die Möglichkeit, wirtschaftliches Wachstum und Nachhaltigkeitsaspekte miteinander zu vereinen, steht im Fokus einer kontroversen politischen Diskussion zwischen Anhängern des Green-Growth und Befürwortern eines Post-Growth. Das Konzept der Entkopplung von Umweltbelastungen und dem Bruttoinlandsprodukt (BIP), prägte in den letzten Jahren politische Agenden auf globaler Ebene. Aktuelle Studien und Metastudien zu Green-Growth liefern unterschiedliche Perspektiven, wobei einige Forscher Zweifel an der Möglichkeit des grünen Wachstums äußern, während andere nach wie vor an die Realisierbarkeit glauben. Dieser Artikel widmet sich der Frage:

Ist Green-Growth möglich? Und worauf kommt es bei der Beantwortung dieser Frage an?

Die Entkopplungshypothese und ihr Problem

Das Konzept des Green-Growth hat sich als eine der wichtigsten politischen Antworten auf den Klimawandel und den ökologischen Zusammenbruch herauskristallisiert. Die Theorie des grünen Wachstums besagt, dass eine fortgesetzte wirtschaftliche Expansion mit dem Erhalt der Ökosysteme unseres Planeten vereinbar ist, da der technologische Wandel es uns ermöglichen wird, das BIP-Wachstum von der Ressourcennutzung und den Umweltschäden absolut zu entkoppeln. Empirische Belege für die Entkopplungshypothese stützen die Theorie des grünen Wachstums jedoch nicht. Es wurde festgestellt, dass es bei anhaltendem Wirtschaftswachstum keine empirischen Beweise für eine absolute Entkopplung von der Ressourcennutzung auf globaler Ebene gibt. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass eine absolute Entkopplung von den Kohlenstoffemissionen in einem Tempo erreicht wird, das schnell genug ist, um eine globale Erwärmung von mehr 2 °C zu verhindern. Es liegt nahe, dass Green-Growth alleine wahrscheinlich ein fehlgeleitetes Ziel ist und dass die politischen Entscheidungsträger nach alternativen Strategien suchen müssen.

In der Theorie erscheint die Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch als möglich, wobei der Fokus oft auf Effizienzsteigerung liegt. Eine Veränderung der Kaufpräferenzen hin zu ressourcenschonenden Produkten könnte das Wirtschaftswachstum fördern, da die Nachfrage nach solchen Produkten das BIP steigert, während der Ressourcenverbrauch abnimmt. Die Verfechter des grünen Wachstums stützen sich auf diese Argumentation. Der bisher ausgebliebene Erfolg von Green-Growth wird gerne mit der mangelnden Kaufbereitschaft von Kunden hinsichtlich nachhaltiger Produkte und Lösungen begründet. Dennoch muss klar sein, dass jede wachsende Wirtschaft einen Ressourceninput benötigt und damit auch die Potentiale von Effizienzsteigerungen begrenzt sind. Nach Erreichen des Effizienzmaximums erfordert weiteres Wachstum stets zusätzliche Ressourcen. Selbst eine Wirtschaft basierend auf erneuerbaren Energien und nachhaltiger Ressourcennutzung bedarf einer Steigerung des Ressourcenverbrauchs, um zu wachsen. Ökonomen haben gezeigt, dass eine effizientere Wirtschaft auch stärker wächst. Dieser sogenannte Rebound-Effekt hat zur Folge, dass die Einsparungen durch Effizienzsteigerungen durch den wachstumsbedingten Ressourcenverbrauch wettgemacht werden. Obwohl in der Theorie grünes Wachstum durch Effizienzsteigerung möglich erscheint, deuten empirische Studien darauf hin, dass es unwahrscheinlich ist.

Pro und Contra

Die Kernargumente für und gegen Green Growth sind vielfältig und spiegeln die kontroverse Debatte über diese Thematik wider. Einige der Hauptargumente für Green Growth sind:

  • Innovation und technologischer Fortschritt: Die Förderung von grünen Technologien und Innovationen wird als Chance gesehen, um Umweltprobleme zu lösen und gleichzeitig wirtschaftliches Wachstum zu ermöglichen.

  • Schaffung von Arbeitsplätzen und Wohlstand: Green Growth wird oft als Motor für wirtschaftlichen Wohlstand und die Schaffung neuer Arbeitsplätze betrachtet.

Einige der Hauptargumente gegen Green Growth sind:

  • Reale Auswirkungen: Es wird argumentiert, dass bisherige Bemühungen um Green Growth nicht ausreichen, um die tatsächlichen Umweltauswirkungen des Wirtschaftswachstums zu kompensieren.

  • Notwendigkeit eines Systemwandels: Einige Kritiker betonen, dass echter Umweltschutz und Nachhaltigkeit einen grundlegenden Wandel des Wirtschaftssystems erfordern, anstatt lediglich auf Wirtschaftswachstum zu setzen

Fazit

Ein zentrales Problem besteht darin, dass grünes Wachstum tatsächlich in erster Linie auf Effizienzsteigerungen setzt. Die Einhaltung planetarer Grenzen erfordert eine Verkleinerung von Produktion und Konsum im globalen Kontext sowie eine Überwindung des Wachstumnarrativs. Um einen klimatischen und ökologischen Kollaps zu verhindern, ist es unerlässlich, die Annahme grenzenlosen Wirtschaftswachstums zu hinterfragen. Dies kann jedoch politisch nicht einfach umgesetzt werden kann. Das abschließende Zitat verdeutlicht diesen Konflikt:

Das, was politisch akzeptabel scheint, ist eine ökologische Katastrophe, während das ökologisch Notwendige politisch unmöglich ist Mathis Wackernagel und William Rees (1998)

Literatur

  • Hickel, J. und G. Kallis (2020). Is green growth possible? New political economy 25(4), S. 469-486.
  • Parrique, T., J. Barth, F. Briens, C. Kerschner, A. Kraus-Polk, A. Kuokkanen und J. H. Spangenberg (2019). Decoupling debunked. Evidence and arguments against green growth as a sole strategy for sustainability. A study edited by the European Environment Bureau EEB.